Vom Sommersemester 1931 bis zum
Sommersemester 1933
lehrte Fritz Baade Agrarwissenschaften. Kurzbiographie* 23.01.1893 (Neuruppin), † 15.05.1974 (Kiel). Baade wuchs in einem christlichen Elternhaus auf, kam aber früh mit sozialistischen Bewegungen in Kontakt und wurde in den Revolutionszeiten nach dem Ersten Weltkrieg zum Vorsitzenden des Arbeiter-und Soldatenrates der Stadt Essen gewählt. Von 1919 bis 1925 arbeitete er als Landwirt bei Göttingen. 1922 erhielt er seine Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Göttingen. 1925 übernahm Baade die Leitung der Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik in Berlin-Charlottenburg und war zudem ab 1928 als Dozent für landwirtschaftliches Marktwesen an der Universität Berlin tätig. 1932 veröffentlichte er eine Arbeit gegen die zu dieser Zeit von Reichskanzler Brüning initiierte Deflationspolitik, den Arbeitsbeschaffungsplan. Darin konstruierte Baade zusammen mit Fritz Tarnow und Wladimir Woytinsky einen von den Gewerkschaften unterstützten antizyklischen Konjunkturplan, der als WTB-Plan (Nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen seiner Erfinder) bekannt wurde. Der Plan wurde letztendlich wegen des Widerstandes in der Politik nicht in die Tat umgesetzt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten in der Sozialdemokratie aus allen Ämtern entlassen. Baade blieb bis 1935 in Deutschland, wo er einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb leitete. Durch Vermittlungen seines ehemaligen Berliner Kollegen Hans Wilbrandt kam er im Frühjahr 1935 in die Türkei. Hier war er jahrelang als Berater der türkischen Regierung in Fragen der landwirtschaftlichen Marktorganisation tätig. Er war als Lehrbeauftragter für Agrarökonomie an der Universität in Ankara tätig. Baade übersetzte seine Bücher auch ins Türkische. Nach Ende des Krieges ging Baade in die USA. Er verfasste Schriften gegen die Demontage deutscher Industrieanlangen. Im Frühjahr 1948 erhielt er einen Ruf an die Universität Kiel. Als einer der wenigen Berliner Ökonomen kehrte er nach dem Zweiten Weltkrieg zurück nach Deutschland und spielte hier in den fünfziger und sechziger Jahren eine bedeutende politische Rolle. Unter anderem war er Vertreter im Verfassungsgebenden Ausschuss der Ministerpräsidentenkonferenz und von 1949 bis 1965 Abgeordneter der SPD im Bundestag. Er wurde Direktor des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Neben weiteren Veröffentlichungen über verschiedene Möglichkeiten der Welternährung, setzte er sich später auch stark für die Abrüstung der verfeindeten NATO Mitglieder und Warschauer Pakt Staaten ein. Bis zu seinem Lebensende am 15. Mai 1974 in Kiel blieb er als christlich geprägter sozialdemokratischer Ökonom tätig. Zu seinen wichtigsten Werken gehören Welternährungswirtschaft (1956), Weltenergiewirtschaft. Atomenergie - Sofortprogramm oder Zukunftsplanung? (1958), Der Wettlauf zum Jahre 2000. Unsere Zukunft: Ein Paradies oder die Selbstvernichtung der Menschheit (1960) und Weltweiter Wohlstand (1970). | |