Vom Sommersemester 1932 bis zum
Sommersemester 1933
lehrte Emil Lederer Wirtschaftliche Staatswissenschaften. Kurzbiographie* 22.07.1882 (Pilsen), † 29.05.1939 (New York). Jurastudium an der Universität Wien, mit Gastsemester in Berlin. Nach seiner ersten Promotion zum Dr. jur. Anfang des Jahres 1906 und den darauf folgenden Tätigkeiten an verschiedenen Gerichten in Österreich, sowie als Sekretär beim Niederösterreichischen Gewerbeverein, promivierte Lederer in München erneut. Mit seiner zweiten Promotion zum Dr. rer. pol. bei Lujo Brentano bewarb er sich für eine Habilitation an der Universität Heidelberg, die er ein Jahr später ablegte. Nach sechs Jahren als Privatdozent sowie einer kurzen Beschäftigung im Reichsamt des Inneren wurde Lederer nach dem Ende des ersten Weltkrieges zum außerplanmäßigen Extraordinarius im Bereich der Sozialpolitik an der Universität Heidelberg ernannt. Weitere fünf Jahre später wurde er an gleicher Stätte zum Ordinarius für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft ernannt. In den folgenden Jahren lehnte Lederer mehrere Rufe verschiedener Universitäten ab, bis er schließlich zum Wintersemester 1931 die Nachfolge Heinrich Herkners und damit Gustav Schmollers an der Berliner Universität antrat. Als Sohn jüdischer Eltern fiel er dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zum Opfer. Bereits kurz nach seiner Zwangsemeritierung durch den damaligen Staatssekretär im preußischen Wissenschaftsministerium und späteren Kriegsverbrecher Wilhelm Stuckart, ging Lederer nach London. Auf Vermittlung von Alvin Johnsons gelangte er an die New School in New York. Hier bauten beide ein Netzwerk auf, mithilfe dessen andere aus Deutschland geflohene Wissenschaftler an die New School kamen. Im Oktober 1933 konnte eine neue Fakultät der „New School“ gegründet werden, die ausschließlich aus dem Deutschen Reich emigrierte Wissenschaftler beherbergte. Zu den Gründungsmitgliedern dieser University in Exil gehört neben Emil Lederer unter anderem auch die Berliner Sozialökonomin Frieda Wunderlich. Lederer selbst wurde erster Dekan der Fakultät und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod 1939. Lederer arbeitete in den Bereichen Wirtschaftstheorie, Soziologie, sowie Regionalstudien. Lederer untersuchte die Ursachen der Weltwirtschaftskrise (Technischer Fortschritt und Arbeitslosigkeit, 1931). Er sah die Ursachen zur Massenarbeitslosigkeit in den frühen dreißiger Jahren darin, dass aus kapitalistischem Streben zu schnell und zu viele Arbeitskräfte durch Maschinen substituiert wurden. Im Aufriss der ökonomischen Theorie (1931) ging er auf die herrschenden Sichtweisen der Grenznutzentheorie und der Arbeitsmarktlehre ein. In der Schrift Planwirtschaft (1932) forderte er einen planwirtschaftlichen Sektors innerhalb des marktwirtschaftlichen Systems. Durch die Erfolge, die in den USA mit den Wirtschaftsprogrammen des New Deal verbunden wurde, legte Lederer seine ablehnende Haltung dem technischen Fortschritt gegenüber ab. Sein letzter Aufsatz Is the economic frontier closed? (1939) setzt sich mit der keynesianischen Nachfragesteuerung auseinander. Lederer starb am 29. Mai 1939 an den Folgen einer Routineoperation in New York. | |