1806 trat Preußen gegen das Napoleonische Frankreich in einen Krieg ein, den es im selben Jahr in der Schlacht bei Jena und Auerstedt verlor. Mit dem Frieden von Tilsit vom 9. Juli 1807 musste Preußen die Hälfte seiner Landfläche abtreten, darunter auch die Universitätsstädte Jena und Halle. In Preußen befanden sich danach nur noch die vergleichsweise kleinen Universitäten in Königsberg und in Frankfurt an der Oder. In dieser Situation leiteten die sogenannten Stein-Hardenberg-Reformen umfangreiche Modernisierungsreformen ein, die zur Bauernbefreiung, zur Gewerbefreiheit, zur allgemeinen Wehrpflicht und zur Schaffung eines neuen Bildungssystems führte, worunter auch eine Universität in der Hauptstadt Berlin zählte. Die Universität sollte neuer Angelpunkt der schon bestehenden Bildungseinrichtungen werden, darunter die Akademie der Wissenschaften, die Charité, die Königliche Bibliothek, die Akademie der Künste, die Sternwarte, die landwirtschaftliche Lehranstalt, und, das schon 1805 gegründeten Königlich Preußische Statistische Bureau (Berthold 1960: 18).
Große Hoffnungen wurden mit der Universität verbunden: „Der Staat muß durch geistige Kräfte ersetzten, was er an physischen verloren hat,“ so Friedrich Wilhelm III. im August 1807 (in Zboralski 1983: 21). Vor allem die halleschen Professoren Ludwig Froriep und Theodor Schmalz trieben die Diskussion um eine neue Bildungseinrichtung im preußischen Gebiet an, und schlugen am 22. August 1807 König Friedrich Wilhelm III die Verlegung der Universität Halle nach Berlin vor. Dieser konnte dem Gesuch wegen möglichen Schwierigkeiten mit der westfälischen Regierung nicht zustimmen. Doch entschied er sich am 4. September 1807 zur Gründung einer neuen Universität in Berlin und beauftragte Großkanzler Beyme, sich der Einrichtung anzunehmen (siehe Kraus 1999: 107-111). Großkanzler Beyme berief neben Schmalz, der erster Rektor der Universität wurde, weitere bekannte Professoren von Halle nach Berlin, darunter Johann Gottlieb Fichte, erster Dekan der philosophischen Fakultät, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, erster Dekan der theologischen Fakultät, Christoph Wilhelm Hufeland, Dekan der medizinischen Fakultät, und Friedrich August Wolf (Daude 1887: 4). Allein August Friedrich Biener, erster Dekan der juristischen Fakultät, war kein ehemaliger Professor der Universität Halle (Kraus 1999: 148), und allein Ludwig Friedrich kehrte nach seinem Mitwirken an der Gründung nach Halle zurück. Weitere prominente Professoren bei Gründung der Universität waren Friedrich Carl von Savigny, Philipp August Boeckh, und Albrecht Thaer. Bei der Gründung 1810 zählte die Universität 256 Studenten und 52 Lehrende.
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