Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Friedrich-Wilhelm-Universität unter das Führerprinzip gestellt. Es folgte zugleich die gesetzliche Gleichschaltung der Professoren- wie Studentenschaft, wonach einige Lehrende die Universität verlassen mussten, wenn auch im Vergleich mit anderen wirtschaftswissenschaftlichen Instituten in Deutschland überraschend wenig. Von diesen Ökonomen machten viele im Ausland Karriere und kamen nach dem Krieg nicht mehr nach Berlin zurück.
Nachdem das staatswissenschaftliche Seminar mit den Rechtswissenschaften vereint wurde, folgte 1935 die nationalsozialistische Studienreform, die eine „deutsche Volkswirtschaftslehre“ verlangte. Wirtschaftswissenschaft sollte auf eine „völkische Basis“ gestellt werden. Viele der Berliner Ökonomen haben so zu der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie maßgeblich beigetragen, allen voran Jens Jessen mit seinem Lehrbuch Volk und Wirtschaft. Obwohl die „deutsche Volkswirtschaftslehre“ eine Schlüsselrolle in der nationalsozialistischen Ideologie darstelle sollte, insofern sie sich gegen den sogenannten „Bolschewismus“ und das „internationalen Finanzkapital“ erheben sollte, blieb offen, wie sich die Lehr- und Forschungsinhalte konkret ändern sollten. Dieser Interpretationsspielraum ermöglichte es, dass sowohl historische wie theoretische Ansätze als zunächst „deutsch“ gelten konnten, wenn auch beide im Laufe der Jahre mit dem NS-Regime in Konflikt gerieten. So versuchte Werner Sombart die Lehren der historischen Schule als Vorläufer der nationalsozialistischen Wirtschaftslehre zu deuten, geriet jedoch aufgrund des kulturellen Begriffs des Judentums mit dem rassistischen Denken der NSDAP in Konflikt. Heinrich Stackelberg war Nationalsozialist erster Stunde, versuchte jedoch in der Tradition der Neoklassik der politisch neutralen Wirtschaftstheorie einen Freiraum zu wahren, was wiederum dem Primat der Politik des NS-Regimes widersprach.
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