Mit der Berufung Gustav Schmollers und der Gründung des Staatswissenschaftlichen Seminars 1886 begann eine neue Ära des Historismus, die weit über die Berliner Universität hinaus Einfluss genommen hat: auf den öffentlichen und politischen Diskurs des deutschen Reiches, auf den Verein für Socialpolitik, auf andere deutsche Universitäten, wie auch auf Universitäten im Ausland. Der Historismus, der sich der Sozialreform einerseits und der historisch-deskriptiven Methode andererseits verschrieb, verlieh der Berliner Wirtschaftswissenschaft eine starke Stellung, die sie bis heute nicht mehr erfahren hat. Dennoch bestand nicht immer Einigkeit in „Schmollers Reich“.
Mit der Gründung der Handelshochschule 1906 entstand abgesehen von dem Gebäude der heutigen Fakultät eine alternative Lehrinstitution der Wirtschaftswissenschaften in Berlin. Die Handelshochschule wurde von der Berliner Kaufmannschaft als Ausbildungsstelle gegründet und getragen, womit sich auch politisch eine Alternative zum staatswissenschaftlichen Seminar bildete. Der erste Weltkrieg bedeutet nicht nur einen Einschnitt in den Ablauf der Wirtschaftswissenschaften, sondern kam mit dem Tod Schmollers auch dem Ende einer Ära gleich. So wurde die Fakultät während der Zwischenkriegszeit zum Kessel verschiedenster Strömungen der Volkswirtschaftslehre bei weiterführender Ausdifferenzierung und Professionalisierung der Sozialwissenschaften.
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