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1989-2012: die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät heute

Lehre und Bolognareform

Mit der Bologna-Deklaration vom 19. Juni 1999 wurde ein neues Zeitalter des Hochschulstudiums in Europa eingeleitet, welches die alten Diplom- und Magisterstudiengänge auf das Bachelor- und Master-System umstellte. Die Ziele der Bologna-Reform sind eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse, Transparenz, Flexibilität, aber auch die Verkürzung der Studienzeit sowie die Verringerung der Abbruchquoten. Wie an vielen anderen Universitäten, bewies die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bei der Bologna-Reform ihre Zukunftsgewandtheit. So kontrovers die Debatte an anderen Fakultäten geführt wurde, entschloss der Fakultätsrat schon 2003, das Bachelor- und Mastersystem einzuführen. Die Verantwortung für die Durchsetzung der Bologna-Reform an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät unterlag Sibylle Schmerbach als Prodekanin für Studium und Lehre.

Im Wintersemester 2004/05 wurden die ersten Bachelorstudenten für BWL und VWL aufgenommen. Ab dem Wintersemester 2005/06 wurden nur noch die neuen Studiengänge angeboten (Hahm 2012: 34). Die Masterstudiengänge für BWL und VWL wurden seit dem Wintersemester 2007/08 angeboten. Bereits seit dem Wintersemester 2004/05 gibt es auch einen Masterstudiengang für Wirtschaftsinformatik. Schon vor Beginn der Bologna-Reform, seit dem Wintersemester 1998/99, wurde das „Master’s Program in Economics and Management Science“ (MEMS) angeboten.

Da die Umstellung laut den Vorgaben der Bologna-Reform spätestens zum Wintersemester 2009/10 hätte erfolgen müssen, hatte die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät hierbei durchaus eine Vorreiterrolle inne. Es ist es gelungen, den Anteil der Absolventen in Regelstudienzeit in den Bachelorstudiengängen um ein Vielfaches gegenüber denen der Diplomstudiengänge zu erhöhen (Hahm 2012: 94). Ebenso gelang es, die Abbrecherquote zu verringern. Als ein Problem des Bologna-Prozesses wird oft die Vernachlässigung der ganzheitlichen Ausbildung im Sinne des Humboldtschen Bildungsideales angeführt. Der Rationalisierungsdruck lässt wenig Spielraum für die Ausbildung persönlicher Interessensprofile.

Erfolge in der Institutionalisierung der Doktorandenausbildung waren vor allem die Graduiertenkollegs. Das Kolleg „Angewandte Mikroökonomik“ bestand von 1995 bis 2002, vertreten durch Ulrich Kamecke. Hier wurden schon früh experimentelle Methoden angewandt, wie sie heute im Mainstream der Makroökonomie angekommen sind. (wiwi.hu-berlin.de 1999). Das Graduiertenkolleg „Verteilte Informationssysteme“ bestand von 1996 bis 2005 und wurde durch Oliver Günther (Dekan 2006-2011) vertreten. Fehlende wissenschaftliche Erfahrungen im neu entstandenen Bereich der „elektronischen Märkte“ führten zu neuen Fragestellungen, die hier behandelt werden sollten (http://www.hu-berlin.de/ 2000: 123 f.). Im Rahmen des Fortsetzungsantrages bis zum Jahre 2005 wurde der „sehr gute Gesamteindruck, insbesondere der beachtliche Promotionserfolg der geförderten Kollegiaten“ gelobt und einer Verlängerung zugestimmt (Wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft, 11, 2002: 49). Das Graduiertenkolleg „Interdependenzen in der Steuerung von Marktprozessen“ besteht seit 2011 und wird von Roland Strausz vertreten. Dieser untersucht die Interdependenzen zwischen Arbeitsmarkt, Produktmarkt und Finanzmarkt (wiwi.hu-berlin.de/forschung).

Die Fakultät, wie die ganze Universität erfreute sich seit der 90er Jahren an wachsender Popularität. So stiegen die Studierendenzahlen von ca. 1500 1993 bis über 2000 im Jahre 2000 an (lehre.hu-berlin.de/). Jedoch hat sich das wissenschaftliche Personal nicht im selben Masse erhöht. Wie der Dekan Oliver Günther bei der 100 Jahrfeier 2006 öffentlich bemängelte, bestünden trotz sehr guter Nachfrage nach Absolventen enorme Defizite angesichts „der massiven finanziellen Kahlschläge“, die die Berliner Universitäten erfuhren. Durch eine ständige Verringerung von Professuren, sowie ein wachsenden Zahl von Studenten habe sich das Betreuungsverhältnis nahezu halbiert (Günther 2006).

Auch der Internationalisierung wurde mit den Umstrukturierungen seit 1989 eine wichtige Rolle zuerkannt. Bereits Ende der 1990er war die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät die Internationalste an der Humboldt-Universität. Während die Humboldt-Universität heute mit 13% internationalen Studierenden bereits einen hohen Anteil hat, liegt dieser an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sogar bei knapp 33% ( href="http://www.hu-berlin.de/"www.hu-berlin.de ). Zu den weiteren internationalen Aktivitäten gehört die auf Initiative von Bengt-Arne Wickström und Jan Hansen seit 2003 jährlich in Kooperation mit der Universidad de La Habana durchgeführte International Summer School in Economics and Management (ISSEM) in Havanna. Zu der jeweils parallel stattfindenden International Conference on Economics, Accounting and Management (ICEM) kommen viele ehemalige Studierende aus Kuba und ganz Lateinamerika zusammen, welche zwischen 1961 und 1989 im Rahmen einer Kooperation an der Humboldt-Universität studiert haben. Zudem besteht die Möglichkeit eines deutsch-französischem Doppelstudienprogramms in quantitativer Ökonomie zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin, der ENSAE in Paris, der ENSAI in Rennes und der Universität Mannheim, sowie ein deutsch-russisches Doppelstudienprogramm mit der Higher School of Economics Moskau (HSE)

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät heute. Photo: Constanze Haase
Quelle: Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Humboldt-Universität zu Berlin